

Komplexität verstehen, sich für Werte entscheiden, solidarisch handeln – so lautet der Dreiklang für globales Denken und Handeln. Weltbürgerin und Weltbürger zu sein erfordert eine Bewusstheit für die enormen Chancen globaler Vernetzung. Es erfordert aber auch einen systemischen Blick auf die Zusammenhänge weltpolitischer Spannungen und die Ursachen lokaler Verwerfungen und Umbrüche „vor Ort“.
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Stichwort Umbrüche: Soziale Herausforderungen wurden in der Vergangenheit vielfach lediglich aus lokaler oder nationaler Perspektive reflektiert – und damit verkürzt erfasst. Die Globalisierung vieler Lebensbereiche verändert aber nicht nur die Wirtschaftsbeziehungen und die Arbeitswelt. Notwendig sind auch die Perspektive auf gesellschaftliche und kulturelle Kontexte des Handelns sowie der kritische Blick auf den Raubbau der natürlichen Ressourcen.
Zugespitzt gesagt endet gute Schulpraxis immer noch zu oft an den Grenzen des Schulgeländes. Im Zeitalter globaler Vernetzung – sozial, ökonomisch, kulturell und technisch – müssen die Arbeitsschwerpunkte von Schule jedoch globale Zusammenhänge und die damit einhergehende globale Verantwortung widerspiegeln. Schulen sind gefordert, ihre Schülerinnen und Schüler darauf vorzubereiten, in einer vernetzten Welt nachhaltig zu handeln.
Das heißt: Gute Schule will jungen Menschen ermöglichen, zu lernen, was sie benötigen, um ihr Leben in einer globalisierten Welt zu meistern. Dazu gehören Orientierungswissen, Gestaltungskompetenz, Dialogfähigkeit und das Erkennen von systemischen Zusammenhängen. Schule ermöglicht ihnen Erfahrungen, um personale Kompetenzen zu erwerben. Dafür brauchen Kinder und Jugendliche beispielsweise die Fähigkeit zur Empathie und zum Perspektivenwechsel oder zum Umgang mit Wandel, Unsicherheit und der „neuen Unübersichtlichkeit“.
„Ich interessiere mich für das, was in der Welt passiert. Das liegt sicher daran, dass ich ein neugieriger Mensch bin und Freundinnen und Freunde habe, die aus verschiedenen Ländern kommen, aber ich denke, das liegt auch an meiner alten Schule. Die Lehrpersonen haben viel dafür getan, dass wir Schülerinnen und Schüler Interesse für das Weltgeschehen entwickeln, und so gab es bei uns die „Nachrichten der Woche“ mit jeweils einer guten zusätzlichen Nachricht aus einem Land dieser Welt als einem Beispiel des Gelingens. Wir hatten Zeit zum Debattieren und selbstorganisierten Erkunden. In vielfältigen Projekten und der Arbeit an fächerübergreifenden globalen Themen konnte ich lernen, Zusammenhänge zu verstehen und wertvolle Selbstwirksamkeitserfahrungen machen. Schon als Schülerin habe ich begriffen, dass ich wichtig bin für die Welt und ich die Globalisierung mitgestalten kann. Jetzt in meinem Studium verstehe ich natürlich noch besser, welche Folgen die Wirtschaftsweise der westlichen Länder für viele Länder des globalen Südens hat. Ich will kreative Handlungsoptionen finden und mich dafür einsetzen, dass die Verteilung der Lebenschancen für alle Menschen auf dem Globus ein bisschen gerechter wird. Da habe ich schon einige Ideen!“
Zitat einer Studentin der Volkswirtschaft
Sich in einer komplexen Welt selbstbewusst zu bewegen: Das ist eine große Herausforderung, die vielen Menschen Angst macht und sie ins Private flüchten lässt. Lehrerinnen und Lehrer können hier Vorbilder sein, können zeigen, wie es geht, sich als Weltbürgerin oder Weltbürger zu verstehen. Engagierte Lehrkräfte verstehen es, junge Menschen zu ermuntern und anzuleiten, sich in der Welt zurechtzufinden, sich ihrer Werte immer wieder zu vergewissern und sich den Unsicherheiten zu stellen.
Die Stärkung dieser Haltung an Schulen ist uns ein wichtiges Anliegen. Wir können bei diesem Thema einen Erfahrungsaustausch ermöglichen, Weiterentwicklungen anregen und zu neuen Ideen ermutigen, denn die Erfahrungen der Praxis zeigen: Gute Schulen schaffen vielfältige Räume, damit Kinder und Jugendliche ausprobieren können, wie „Welt gestalten“ gelingt - vor Ort, in der Nachbarschaft, in der Region und im globalen Kontext. Hier machen Heranwachsende Selbstwirksamkeitserfahrungen und spüren: „Ich bin wichtig, auf mich kommt es an in dieser Welt!“ Dadurch gewinnen sie das nötige Selbstvertrauen, auch die großen, mitunter recht komplexen Herausforderungen der Welt insgesamt meistern zu können.
Das „globale Denken“ ist ein starker Motor für die Schulentwicklung. Die Arbeit von mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichneten Schulen zeigt, wie die Orientierung an einem durch die Globalisierung veränderten Denkrahmen die Entwicklung einer neuen Lernkultur ermöglicht. Nachhaltiges Lernen in Zusammenhängen, zum Beispiel an fächerübergreifenden komplexen Themen, ermöglicht das Erkennen systemischer Zusammenhänge. Projektlernen stärkt die Handlungskompetenz von Schülerinnen und Schülern. Darauf ausgerichtete, gemeinsam entwickelte schulinterne Curricula können Modelle für interessierte Schulen sein. Wir fördern den Austausch von Schulen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihre Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, sich als Weltbürgerinnen und -bürger zu verstehen.